Im
Jahre 1939 wurde das Territorium der 2. Republik Polens von den
Deutschen und der UdSSR (wobei die UdSSR über 50% des
Territoriums Polens besetzte) okkupiert. Nach dem Ausbruch des
deutsch-sowjetischen Krieges im Jahre 1941 befand sich die
Gesamtheit der polnischen Gebiete unter deutscher Besatzung, die
darauf ausgerichtet war, die polnische Nation biologisch zu
vernichten.
Warschau-
die von den Deutschen besetzte Hauptstadt Polens, blieb
weiterhin für die Polen ein Zentrum des politischen Lebens im
Untergrund. Hier wurde im September 1939 der „Dienst für den
Sieg Polens", eine konspirative militärisch-politische Einheit
geschaffen, die den Anfang für den später ausgebauten Staat im
Untergrund bildete. Der sich seit Herbst 1939 schrittweise
entwickelnde Polnische Staat im Untergrund, funktionierte in de
Jahren 1943 - 1944 in seiner höchstentwickelten Form. Die
oberste Gewalt übte in diesem Staat der Regierungsbeauftragte
der Republik Polen für das Land aus, der 1944 der Vizepremier
der Regierung der Republik Polen war (die in der Emigration
wirkte). Die Funktion des Regierungsbeauftragten übten
nacheinander aus: Cyryl Ratajski "Wartski", Jan Piekalkiewicz
„Julianski", Jan Stanislaw Jankowski "Sobol" und Stefan
Korbonski "Zielinski".
Das
konspirative Parlament setzte sich aus einer Auswahl der
wichtigsten politischen Parteien und Gruppierungen zusammen
(Komitee der Politischen Verständigung - Politische Vertretung
des Landes) und trat in den Jahren 1944 - 1945 unter der
Bezeichnung „Rat der Nationalen Einheit" auf. Im Parlament des
Untergrundes waren die wichtigsten politischen Parteien
vertreten: die Volkspartei, die Polnische Sozialistische Partei,
die Nationale Partei sowie auch kleinere politische
Gruppierungen. Außerhalb des parlamentarischen Systems blieb die
Polnische Arbeiterpartei, welche die verfassungsmäßige Regierung
der Republik Polens nicht anerkannte und vollständig von der
UdSSR abhängig war (und ihre Interessen vertrat).
Im
Jahre1944 wirkte beim Regierungsbeauftragten der Ministerrat des
Landes. Der Regierungsbeauftragte leitete die Arbeiten der ihm
unterstehenden Vertretung der Regierung der Republik Polen für
das Land, die sich aus 18 Abteilungen zusammensetzte. Diese
Abteilungen entsprachen den Ministerien der Regierung der
Republik Polen in der Emigration. Die Handlungen der
Regierungsvertretung umfaßten, soweit dieses unter den
Bedingungen der Besatzung und des Terrors seitens des Feindes
möglich war, alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Vor
allem war das der konspirative Unterricht auf allen Ebenen, von
den Grundschulen, über die Oberschulen bis zu den Hochschulen
(Es fand u.a. auch eine konspirative Ausbildung an Universitäten
im Untergrund in Warschau, Krakau, Vilnus, und Lwow statt). Sehr
wichtig war auch die propagandistische Einwirkung auf die
Gesellschaft über die konspirative Presse. Insgesamt erschienen
während der gesamten Dauer des Krieges ca. 1500 Titel. Außerdem
wurde im Untergrund ein Verwaltungsapparat aufgebaut, der für
den Fall der Wiederherstellung eines unabhängigen Staates fähig
sein sollte, seine Arbeit aufzunehmen.
Unter
dem Gesichtspunkt des Kampfes gegen die Besatzer war für den
polnischen Staat im Untergrund seine militärische Macht, die
Heimatarmee (AK), der wichtigste Bereich. Sie stellte einen
integralen Bestandteil der Streitkräfte der Republik Polens dar
und unterstand einem in der Emigration tätigen Oberbefehlshaber.
Die Kommandeure des „Dienstes für den Sieg Polens - des Bundes
für den bewaffneten Kampf der Heimatarmee" waren nacheinander:
General Michal Tokarzewski-Karaszewicz „Torwid", General
Kazimierz Sosnkowski „Godziemba", General Stefan Rowecki „Grot",
General Tadeusz Komorowski „Bor", General Leopold Okulicki
„Niedzwiadek". Die höchste Befehlsgewalt hatte die
Hauptkommandantur, die sich aus 7 Stabseinheiten und Büros sowie
aus spezialisierten Führungszellen zusammensetzte. Das Gebiet
der 2. Republik Polens war in Bereiche und Kreise eingeteilt, an
deren Spitze Kommandanturen standen, die in kleinerem Umfang ein
Abbild der Hauptkommandantur darstellten. Die wichtigste Aufgabe
der Heimatarmee war es, in der letzten Phase des Krieges einen
allgemeinen Aufstand (der mit den Operationen der Alliierten
abgestimmt war) vorzubereiten und durchzuführen, um die
polnischen Gebiete von den Besatzern zu befreien. Im Verlaufe
des Krieges konzentrierte man sich vor allem auf die
Selbstverteidigung (Befreiung von Inhaftierten, Schutz vor
Befriedungen), aber auch darauf, Anschläge auf den Terrorapparat
des Besatzers durchzuführen (Beseitigung von Gestapo- und SS-
Funktionären).
Diese
Handlungen führte eine spezielle Kampfgruppe unter dem Namen
„Leitung Diversion" (Oberst August Emil Fiedorf) durch. Außerdem
wurden Partisaneneinheiten formiert, welche die Soldaten für
durchzuführende Aktionen beim Aufstand vorbereiten sollten.
Im
Ergebnis der Zusammenführung der konspirativen militärischen
Organisationen in der Heimatarmee wurde sie zu einer allgemeinen
nationalen Armee, die im Jahre 1944 über 350.000 Soldaten
zählte. Von Bedeutung für die Alliierten war der
Nachrichtendienst der AK, der wesentliche Teile Europas umfaßte.
Man entschlüsselte unter anderem die Produktionsstandorte der
Raketenwaffe V1 und kam in den Besitz von Teilen der V2, die man
darauf nach London brachte. Man bediente sich auch der
psychologischen Kriegsführung- in der Aktion „N" wurde die
Existenz einer innerdeutschen Opposition simuliert. Es wurden
eine Million Flugblätter in der Aktion „N" herausgegeben. Im
Jahre 1944 ging die Heimatarmee zur Operation „Burza" (Sturm)
über, als ein Angriff gegen die sich zurückziehenden Deutschen.
Selbstständig befreite sie eine Reihe von Ortschaften. Mangels
Unterstützung von Außen scheiterte der am 1. August 1944
begonnene Warschauer Aufstand nach 63 Tagen des Kampfes.
Aufgrund der fortschreitenden sowjetischen Offensive wurde die
Heimatarmee am 19. Januar 1945 aufgelöst. Im Juli 1945 erfolgte
auch die Auflösung der zivilen Strukturen des Polnischen Staates
im Untergrund. Die Soldaten der Heimatarmee oblagen Repressalien
seitens der Kommunisten, die seit 1944 in Polen die Herrschaft
ausübten und durch den russischen Geheimdienst NKWD.
Zusammenstellung der Sabotage- und Diversionsaktionen des Bundes
für den Bewaffneten Kampf der Heimatarmee (ZWZ-AK) in der Zeit
von Januar 1941 bis 30. Juni 1944
Quelle: Bohdan Kwiatkowski, Sabotaz i Dywersja (Sabotage und
Diversion), Bellona, London 1949, Heft 1, S.21