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Die
Veröffentlichung dieses Artikels wurde durch
die
Großzügigkeit der Stiftung de Brzezie Lanckoronski ermöglicht.
Polen
war der erste europäische Staat, der sich dafür entschieden
hatte, den Deutschen, die es im September 1939 zusammen mit
Sowjetrußland angegriffen hatten, Widerstand zu leisten.
Aufgeteilt zwischen feindlichen Eindringlingen und während des
gesamten Krieges bis zur Kapitulation Deutschlands im Mai 1945
besetzt, hörten die Polen nicht zu kämpfen auf. Polnische
Streitkräfte kämpften an allen Fronten - in Frankreich,
Norwegen, Nordafrika, Italien, an der europäischen Westfront
sowie an der Ostfront.
Im
Osten stellte sich die Politik durch die russischen
Eroberungspläne kompliziert dar. Im September 1939 überfiel die
UdSSR noch gemeinsam mit den Deutschen Polen, wurde aber schon
im Juni 1941 nach dem deutschen Überfall sowohl ein Verbündeter
Polens, als auch Großbritanniens und reihte sich somit in die
Liste der Staaten ein, die von Deutschland angegriffen wurden
Im
Westen kam erschwerend hinzu, daß die westlichen Alliierten
einerseits zu schwach waren, um im Jahre 1940 Frankreich,
Belgien und Holland zu verteidigen und andererseits, um vor dem
Sommer 1944 einen Gegenangriff von den Britischen Inseln aus
durchführen zu können. Die Unfähigkeit Großbritanniens und
Frankreichs, sich den Deutschen ohne amerikanische Unterstützung
zu widersetzen, veränderte das Kräfteverhältnis der westlichen
Alliierten, was fatale Konsequenzen für Polen hatte.
Im
Jahre 1945 begann sich Polen tatsächlich langsam dem
Einflußbereich Rußlands unterzuordnen. Jede unvorhergesehene
Wendung der Geschichte zwang Polen, seine Pläne zu modifizieren
und sich den Kräfteverhältnissen in der Kriegsführung der
Alliierten anzupassen.
England
und Frankreich hielten ihre Bündnisverpflichtungen gegenüber
Polen im September 1939 nicht ein. Statt einer sofortigen
Kriegserklärung, wie es im Abkommen vereinbart war, zögerten sie
die ersten drei Tage mit der formalen Kriegserklärung und
konnten sich auch nicht zum Beginn einer umfassenden Offensive
innerhalb von zwei Wochen entschließen, wie es ebenfalls im
Abkommen vorgesehen war.
Obwohl
die letzte große polnisch-deutsche Schlacht erst Anfang Oktober
stattfand und die polnische Regierung, um einer Verhaftung
entgehen, gemäß der polnischen Verfassung ins Ausland gegangen
war und dort eine Emigrationsregierung gebildet hatte,
deklarierten Großbritannien und Frankreich schon am 17.
September, also noch mitten in den Kampfhandlungen einstimmig,
daß sich die Situation verändert habe und daß Polen, gemäß den
modifizierten Plänen, auf die Niederlage Deutschlands warten
müsse. Die Modifizierung der Pläne wurde nie erklärt, weil die
Alliierten keinerlei Angriffspläne hatten und weil in den
folgenden neun Monaten entlang der französisch-deutschen Grenze,
an der gesamten Maginot-Linie, Ruhe herrschte.
Im
Mai 1940 griff Deutschland den Westen über Holland und Belgien
an. Frankreich fiel in vergleichbar kurzer Zeit, wie Polen ein
Jahr zuvor, nur daß die französische Regierung sich ergab und
unter deutscher Oberhoheit wieder eingesetzt wurde. Die
Gaullisten - die sogenannten „Freien Franzosen", die nach
Großbritannien kamen, hatten eher eine symbolische Bedeutung,
während die Mehrzahl der Franzosen die Kollaborationsregierung
Vichys akzeptierte.
Die
Briten waren insofern in einer besseren Situation, als daß ihre
zerschlagenen Streitkräfte sich von den Ufern Dünkirchens in das
Paradies ihrer insularen Festung zurückziehen konnten. Bald
zeigte sich, daß Hitler Großbritannien verschmähend, seine
Aufmerksamkeit auf Osteuropa gerichtet hatte. Britannien selbst
war vollkommen hilflos und hatte außer den herausfordernden
Reden seines Premierministers Sir Winston Churchills nichts
entgegenzusetzen.
Die
Aufeinanderfolge dieser drei unvorhersehbaren Ereignisse - die
Unfähigkeit oder der Unwille der westlichen Alliierten, den
Kampf im Jahre 1939 zu beginnen, ihre Niederlage im Jahre 1940
und schließlich das Unvermögen, Angriffsaktionen ohne
amerikanische Unterstützung durchführen zu können, bedeutete
nicht nur, daß die polnische Strategie, sondern auch die
Organisation der Streitkräfte jedesmal stark revidiert werden
mußte.
Obwohl
die Erfolge der polnischen Armee an den westlichen Fronten große
Schlagzeilen in der Presse machten, so richtete die polnische
Emigrationsregierung die größte Aufmerksamkeit auf die Armee und
die Widerstandsbewegung im Untergrund in Polen. Der Gedanke, der
bereits vor der Niederlage Frankreichs zu keimen begann bestand
darin, daß in dem Augenblick, wenn das Rückrat des Reiches
gebrochen sein würde, die Polnische Armee im Untergrund einen
allgemeinen Aufstand beginnen sollte, der die Deutschen in einem
großen Ansturm aus dem Lande hinauswirft.
Durch
die Niederlage Frankreichs mußten diese Pläne bis auf weiteres
verschoben werden und zwar bis daß eine zweite Front eröffnet
werden würde.
Als
die Deutschen im Jahre 1941 tief in Rußlands Landesinnere
eingedrungen waren und bei dieser Gelegenheit das gesamte
Territorium Polens nur noch unter einer Besatzung stand, schien
die Lage günstig. Die Unfähigkeit Großbritanniens, daß im Jahre
1941 selbst von den Vereinigten Staaten unterstützt wurde, die
Bindung der Deutschen in den weiten Räumen des Ostens
auszunutzen, um eine zweite Front zu eröffnen, führte dazu, daß
Rußland gezwungen war, allein zu kämpfen.
Die
Schlacht um Stalingrad im Winter 1942/43 erhitzte die Phantasie,
doch erst die Schlacht bei Kursk sechs Monate später, welche die
Russen ohne die Hilfe des grausamen Winters für sich
entschieden, wendete das Blatt an der Ostfront.
Im
Januar 1944 überschritt die Rote Armee die Vorkriegsgrenzen
Polens im Osten. In diesem Moment hörte die Zweite Front auf,
eine Frage von Leben und Tod für die Sowjets zu sein, jedoch
wußte Stalin geschickt die Verlegenheit Churchills wegen des
Fiaskos bei der Eröffnung der Zweiten Front auszunutzen. Er
benutze dieses Thema, um von Churchill und Roosevelt
territoriale Zugeständnisse zu erzwingen, die auf Kosten Polens
gehen sollten.
Zum
gleichen Zeitpunkt versprach man Stalin die Ehre, Berlin durch
die Rote Armee besetzen zu lassen, um seine entscheidenden
Verdienste bei der Bezwingung Deutschlands anzuerkennen. Da aber
der Weg nach Berlin über das Gebiet Polens führte, war sein
Schicksal besiegelt. Die polnischen Strategen saßen in der
Falle. Die Deutschen konzentrierten ihre Kräfte an der Ostfront
und waren bemüht, nicht zuzulassen, daß die Roten Armee die
Grenzen des Reichs überschreitet. Die ursprünglich angenommenen
Bedingungen für einen, das gesamte Land umfassenden Aufstand,
kamen nie zum Tragen. Folglich würde ein möglicher
gesamtpolnischer Aufstand nur unter größten Verlusten geführt
werden können, so daß einzig und allein die Russen daraus einen
Vorteil ziehen könnten. Faktisch versuchten deshalb die Russen
dieses zu provozieren.
Als
die Russen das Territorium Polens im Jahre 1944 betraten,
stellten sie die polnische Emigrationsregierung, die den
Polnischen Staat im Untergrund bildete samt ihren Vertretern in
Polen selbst in Frage und schafften ein eigenes
Marionettengebilde - den „Verband Polnischer Patrioten". Im Juli
1944 gestalteten sie dieses Gebilde in das „Polnische Komitee
der Nationalen Befreiung" („Polski Komitet Wyzwolenia
Narodowego", PKWN) um, das sie als die neue polnische Regierung
vorstellten. Die ganze Zeit über verkündete die russische
Propaganda, daß die „Londoner Polen" mit den Deutschen
kooperiert hätten.
Um
diesen Lügen Einhalt zu gebieten, denen die Briten nur allzu
willig Glauben schenken würden, um sich aus den
Vertragsverpflichtungen gegenüber Polen herauszuwinden, dachte
man sich eine Kompromißstrategie aus. Sie erhielt die
Bezeichnung „Aktion Sturm" und beinhaltete die Idee einer
örtlich ausgerichteten Zusammenarbeit mit der Roten Armee, die
immer weiter nach Westen vordrang. Das Einheitsszenarium der
Heimatarmee sah wie folgt aus: eine Zusammenarbeit mit der Roten
Armee, um die Deutschen zu verdrängen. Doch dann kam das NKWD,
verhaftete, tötete oder deportierte Offiziere nach Rußland und
gliederte die Soldaten in selbstformierte Einheiten der
„Polnischen Armee" ein. Dies dauerte bis August 1944, als die
Russen das rechte Weichselufer Warschaus erreichten.
Die
Hauptstadt Polens, die auch den Mittelpunkt des Polnischen
Staates im Untergrund bildete, beantwortete dieses mit einem
bewaffneten Aufstand. In diesem Augenblick kam die russische
Offensive zum Stehen, und die Aufständischen wurden damit ihrem
eigenen Schicksal überlassen. In Anbetracht der gewaltigen
Ungleichheit in der Bewaffnung und der Weigerung der Russen,
ihre Flughäfen im Rahmen der alliierten Abwürfe zur Verfügung zu
stellen, war der Ausgang des Warschauer Aufstandes vorhersehbar.
Nach
63 Tagen schweren Ringens ergaben sich die Aufständischen. Ein
Großteil der Kämpfer wurde gefangengenommen und in
österreichischen und deutschen Kriegsgefangenenlagern
untergebracht. Die Zivilbevölkerung wurde ausgesiedelt, und
Warschau wurde durch die Deutschen in einen großen Trümmerhaufen
verwandelt. Reste der Untergrundorganisation blieben zurück, um
die Idee eines freien und unabhängigen Polens
aufrechtzuerhalten, aber die Kräfte reichten nicht mehr aus, um
dem nächsten Feind, den Russen, die alles erstickten, Widerstand
entgegenzusetzen.
Im
folgenden Artikel von Dr. Marek Ney-Krwawicz befindet sich eine
kurze Zusammenfassung, was der Polnischen Staat im Untergrund in
den Jahren war und zeigt auf, was er zu erreichen vermochte.
Antoni Bohdanowicz