Im
Grunde genommen von den ersten Tagen des Aufstandes an,
bekundete die Sowjetunion ihm gegenüber eine offensichtlich
feindliche Einstellung. Die Ursachen dieser Haltung lagen in den
völlig unterschiedlichen Zukunftskonzeptionen für Polen, die
einerseits das Staatsoberhaupt der UdSSR, -Diktator Josef Stalin
- und auf der anderen Seite die polnische Exilregierung unter
der Führung von Stanislaw Mikolajczyk besaßen. Letzterer
beabsichtigte, in Anlehnung an die westlichen Großmächte
Großbritannien und die Vereinigten Staaten, eine unabhängige
Republik aufzubauen. Diese Vision bedrohte Stalin, der danach
strebte, Polen ein kommunistisches Regime aufzuzwingen und
gleichzeitig den Schein seiner Unabhängigkeit zu wahren. Den
Plänen des Kremels stand die diplomatische Aktivität der
polnischen Regierung in den westlichen Hauptstädten und des
polnischen Staates im Untergrund mit ihrem bewaffneten Arm - der
Heimatarmee (AK) -entgegen, die auf dem Höhepunkten ihrer
Entwicklung im Jahre 1944 fast 300.000 Soldaten zählte
Seit
dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur polnischen
Regierung im April 1943 beschleunigte Stalin den Aufbau
kommunistischer Strukturen in Politik und Militär in der UdSSR,
die gemäß seiner Weisung in Zukunft die Macht in Polen
übernehmen sollten. Die militärische Aktivität der Heimatarmee
auf dem östlichen Territorium des polnischen Staates, das von
der UdSSR in den Jahren 1939-1941 okkupiert wurde und auf
welches sie auch weiterhin Ansprüche erhob, stellte einen
zusätzlichen Faktor dar, der die Feindschaft Moskaus auslöste.
Davon konnte sich der britische Außenminister Anthony Eden
während der Moskauer Konferenz überzeugen, als er am 29.10.1943
seinen sowjetischen Kollegen Wiaczeslaw Molotow fragte, ob
seiner Meinung nach die Heimatarmee zu unterstützen sei. Die
Antwort fiel negativ aus, obwohl die Russen gerade aus dieser
Quelle - unter Vermittlung Londons - wiederholt wertvolle
nachrichtendienstliche Informationen über das militärische
Potential des Dritten Reiches erhalten hatten. Auch führte die
Heimatarmee Sabotageakte durch, die unter anderem gegen deutsche
Kommunikationslinien im Hinterland der Ostfront gerichtet waren.
Doch
das hinderte Stalin nicht daran, eine noch heftigere Attacke
gegen die Heimatarmee während der Teheraner Konferenz
(28.11.-1.12.1943) zu führen. Seine unbegründeten
Anschuldigungen gegen diese Organisation bezüglich ihrer
vermeintlichen Zusammenarbeit mit den Deutschen, forderten weder
den Widerspruch des britischen Premierministers Winston
Churchill, noch des Präsidenten der USA Franklin D. Roosevelt
heraus, obwohl sie die Wahrheit kannten. Zu dieser Zeit lenkte
der sowjetische Führungsstab seine Einheiten anstatt gegen die
Deutschen zu kämpfen, in die Ostgebiete der Republik Polen, um
„polnische nationalistische Banden" zu vertreiben und
provozierte somit einen Konflikt mit der Heimatarmee.
Der
Warschauer Aufstand stellte den Höhepunkt des Plans
„Burza"(Sturm) dar, dessen Ziel es gewesen war, Polen durch die
Heimatarmee von der deutschen Besatzung zu befreien und die
Macht im Lande durch die Vertreter der polnischen Exilregierung
zu übernehmen. Die Operationen in den Ostgebieten der Republik
im Frühjahr und Sommer des Jahres 1944 waren aufgrund
sowjetischen Gegendrucks von Mißerfolg gekennzeichnet. Die
Einheiten der Heimatarmee nahmen zwar an der Befreiung von
Vilnius und Lwow teil, sie wurden aber nach anfänglicher
Zusammenarbeit gegen die Deutschen von den Russen entwaffnet,
inhaftiert und in das Landesinnere der UdSSR deportiert.
Manchmal kam es auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen, wenn
die Polen sich selbst verteidigend zur Wehr setzten. Dennoch
riefen die offenkundig feindseligen Handlungen Moskaus gegen
eine Organisation, die eine Verbündete der westlichen Alliierten
war, keine wesentlichen Reaktionen in London oder Washington
hervor. In diesen Hauptstädten glaubte man, daß der Test für die
sowjetischen Intentionen erst die der Haltung der Roten Armee zu
Gebieten westlich der Curzon-Linie sein wird, also zu Gebieten,
an welche die UdSSR keine territorialen Ansprüche stellte.
Stalin
beabsichtigte, es jedoch nicht zuzulassen, daß die in London
residierende legale polnische Regierung jemals wieder nach Polen
zurückkehren darf. Zu diesem Ziel bildete er eine
Marionettenregierung unter dem irreführenden Namen Polnisches
Komitee der Nationalen Befreiung (PKWN), deren Entstehung Moskau
am 22.7.1944 bekanntgab. Die durch dieses Ereignis beunruhigten
Churchill und Roosevelt beruhigte der sowjetische Diktator
dadurch, daß er sich mit dem Empfang des Premierministers
Mikolajczyk einverstanden erklärte. Dieser erreichte Moskau am
30.7.1944.
Am
1.8.1944 brach der Warschauer Aufstand zu einem Zeitpunkt aus,
als die Rote Armee sich den Vorstädten des rechten Weichselufers
Warschaus näherte und es den Anschein hatte, daß sie in Kürze in
die Stadt einmarschieren würden. Ein Anliegen der am 23.6.1944
von Weißrußland aus begonnenen Offensive der Roten Armee war die
Eroberung Warschaus und die Schaffung von Brückenköpfen am
linken Weichselufer der Stadt. Der Ausbruch des Aufstandes traf
aber mit einer deutschen Gegenoffensive zusammen, welche
kurzzeitig die Russen an den Brücken Warschaus aufhielt, was
später der sowjetischen Propaganda den Vorwand gab, die
Untätigkeit ihrer Armeen während des Aufstandes zu erklären.
Die
Aufständischen besetzten die Mehrzahl der wichtigsten
Stadtbezirke Warschaus, die auf dem linken Weichselufer gelegen
waren. Doch konnten sie die Brücken über den Fluß nicht
einnehmen, obwohl sie eine Hauptarterie der Versorgung der
deutschen Kräfte lähmten, die sich am anderen Ufer befand. Das
Schicksal der polnischen Hauptstadt lag nun in den Händen
Stalins. Mikolajczyk kam nun die Aufgabe zu, ihn um Hilfe für
einen Aufstand zu bitten, dessen Erfolg die politischen
Absichten der UdSSR bedrohen würde. Obwohl die Deutschen, die an
zwei Fronten kämpfen mußten, über keinerlei Reserven verfügten
und in den ersten Augusttagen eiligst erschaffene
Polizeiformationen zur Niederschlagung des Aufstandes einsetzen,
blieb wenig Zeit.
Im
Verlauf der Gespräche mit dem polnischen Premierminister am
3.8.1944 zweifelte Stalin an den militärischen Möglichkeiten der
Heimatarmee, die Hauptstadt befreien zu können. An diesem Tage
verhinderte das Wetter, daß die alliierten Flugzeuge, die von
Flughäfen in Italien gestartet waren, Waffenabwürfe für die
Aufständischen durchführen konnten. Churchill wendete sich
persönlich an die Russen und bat sie um Unterstützung, doch der
Diktator gab ihm am 5.8.1944 zur Antwort, daß die von den Polen
stammenden Nachrichten weit übertrieben seien, und daß die
Heimatarmee nur aus einigen Einheiten bestünde, die sich
ungerechtfertigt Divisionen nennen würden, und die dadurch nicht
in der Lage seien, die Stadt zu erobern. Als Stalin vier Tage
später Mikolajczyk verabschiedete, schien er über die Situation
in Warschau besser informiert zu sein, und so versprach er
Hilfe. In Wirklichkeit beabsichtigte er jedoch alles zu tun,
damit der Aufstand mit einer Niederlage endet.
Der
Vorstoß der Roten Armee in Richtung Warschau kam zum Stillstand.
Die sowjetische Luftstreitkräfte zeigten sich den ganzen August
und in der ersten Dekade des Septembers nicht über Warschau und
erlaubten es einigen deutschen Stuka-Bombern, die vom nur
wenigen Flugminuten entfernten Flugplatz Okecie starteten,
ungehindert die Stellungen der Aufständischen zu bombardieren.
Gleichzeitig überquerten polnische, britische und
südafrikanische Flugzeugbesatzungen unter größten Verlusten von
Italien aus halb Europa, um für die Aufständischen Waffen und
Versorgungsgüter abzuwerfen. Auch war es ihnen nicht erlaubt,
auf der sowjetischen Seite der Front zu landen, selbst wenn ihre
Flugzeuge beschädigt gewesen waren
Mitte
August machte Stalin vor den Westmächten keinen Hehl mehr aus
seiner dem Aufstand gegenüber feindlich gesinnten Haltung und
verweigerte über die sowjetische Diplomatie den Amerikanern die
Erlaubnis zu einem Pendelflug von 100 amerikanischen Bombern.
Diese
sollten von Stützpunkten in Großbritannien aus starten und
Vorratsbehälter mit Waffen über Warschau abwerfen, um danach auf
Flughäfen in der Ukraine zu landen. In einer sowjetischen Note,
welche die Botschaft der USA in Moskau erhielt, wurde
festgestellt: „...der Ausbruch (des Aufstandes) in Warschau, in
den auch die Zivilbevölkerung hineingezogen wurde, ist das Werk
von Ruhestörern und die sowjetische Regierung kann hier nicht
Hand anlegen".
Auch
wenn die Passivität der Roten Armee zu Lande noch irgendwie zu
erklären war, so ließ die Haltung Stalins in der Frage der
alliierten Abwürfe keine Illusionen darüber mehr zu, daß er dem
Aufstand einen möglichst verheerenden Ausgang wünschte. Der
Diktator deckte seine Absichten jedoch zu voreilig auf und
setzte sich dadurch dem Konflikt mit den westlichen Verbündeten,
besonders den Briten, aus. Seine Befürchtungen waren
übertrieben, denn die Versorgungsabwürfe aus der Luft konnten
ohne die Unterstützung zu Lande, die sich ständig
verschlechternde Lage der Aufständischen, nicht wirklich
verändern.
Churchill
wollte ihnen helfen und die Amerikaner zur Unterstützung seiner
Bemühungen in Moskau bewegen. Die Idee, eine entschiedenere
Haltung gegenüber der UdSSR einzunehmen, fand keine
Unterstützung im Weiße Haus. Dem britischen Premierminister
gelang es lediglich, Roosevelt zu einem gemeinsam verfaßten
Brief vom 20.8.1944 an Stalin zu überreden, in dem sie sich mit
der Bitte um die Zustimmung zu Pendelflügen an ihn wandten. Aus
dem Kreml kam jedoch erneut eine Absage. Eine weitere Idee von
Churchill, die Westmächte sollten Moskau vor vollendete
Tatsachen stellen und den Aufständischen die Hilfsflugzeuge
schicken, um später auf sowjetischen Flughäfen ohne Erlaubnis zu
landen, scheiterte am Widerstand Washingtons. Ende August 1944
befand der amerikanische Präsident, daß die westlichen
Alliierten nicht mehr in der Lage seien, den Aufständischen in
der Frage von einer Hilfe aus der Luft zu helfen. Die
Informationen über den Aufstand und die Position Stalins, die
Roosevelt erreichten, gingen zu allererst durch die Zensur und
über den Schreibtisch seines Beraters Harry Hopkins, der mit der
UdSSR sympathisierte und von Einigen sogar der
Spionage-Zusammenarbeit mit den Russen verdächtigt wurde.
Trotzdem
einigte sich London am 30.8.1944 mit Washington über die
Herausgabe einer Deklaration, in welcher die Kräfte der
Aufständischen als militärische Mitstreiter gewürdigt wurden.
Churchill hatte in dieser Frage von Anfang an keine Zweifel, und
die fast einmonatige Verzögerung ergab sich vor allem aus dem
Warten auf eine Entscheidung der USA. Da es das erklärte Ziel
Moskaus war, die Heimatarmee zu eliminieren, beabsichtigte es
auch nicht, sich dieser Deklaration anzuschließen.
Die
feindliche Einstellung des Kremls zum Warschauer Aufstand führte
am 4.9.1944 auf der Sitzung des britischen Kriegskabinetts zu
einer scharfen Kritik an der UdSSR. Die Minister richteten einen
Brief direkt an Stalin, in dem sie ihrer Beunruhigung Ausdruck
verliehen, seine Politik sei mit dem Geist der antideutschen
Koalition nicht vereinbar. Im Rahmen einer Vergeltungsmaßnahme
erwog Churchill sogar die Einstellung des Geleitschutzes in die
UdSSR, doch wurde er durch das Foreign Office gebremst. In
amerikanischen Kreisen vertrat der junge und damals
vielversprechende Diplomat George Kennan eine ähnliche Meinung.
Roosevelt war aber weit davon entfernt, die Empörung der Briten
zu teilen und sendete am folgenden Tag ein kurioses Telegramm an
den britischen Amtsträger, in dem er - sich auf vermeintliche
Informationen seines Geheimdienstes berufend - feststellte, die
Aufständischen hätten Warschau verlassen und das Problem habe
sich auf diese Weise von selbst gelöst.
Die
von der Haltung der UdSSR empörte britische Regierung ermunterte
die Presse, die Ursachen für das Versagen der Hilfe der
westlichen Alliierten zu ergründen. Seit dem Fall Katyn, den man
wirksam ausgeblendet hatte, schrieb die britische Presse das
erste Mal offen über die Verstimmung in der Koalition, die sich
aus der polnischen Frage ergab. Die Stimmen der größten
Tageszeitungen begleiteten eine tatsächliche Beunruhigung der
britischen Politik und Diplomatie, die durch die Absichten
Stalins heraufbeschworen wurde. Auch wuchsen die Befürchtungen
in bezug auf die Nachkriegsbeziehungen zueinander. Doch
letztlich nahmen die Beziehungen der westlichen Großmächte zur
UdSSR durch den Warschauer Aufstand keinen Schaden. Moskau
erklärte sich wohl unter dem Druck der Westmächte am 9.9. 1944
mit den Pendelflügen einverstanden, obwohl das ihre feindliche
Haltung gegenüber dem Aufstand nicht veränderte.
Die
sowjetische Propaganda ließ daran keinen Zweifel. Die
Übertragungen in Radio Moskau drohten den Anführern des
Aufstandes, darunter auch dem Kommandanten der
Heimatarmee,General Tadeusz-Bor-Komorowski, nach dem Einmarsch
der Roten Armee in die Stadt mit Gericht und Todesstrafe. Vor
den westlichen Verbündeten hielt Stalin jedoch trügerisch den
Schein aufrecht. Am 10.9.1944 befahl er Praga, den Warschauer
Stadtteil am rechten Weichselufer zu erobern, was die Russen
vier Tage Zeit kostete und weiterhin mit den Abwürfen für die
Aufständischen durch die sowjetische Luftwaffe zu beginnen. In
der Nacht wurde dieses von PO-2-Maschinen mit geringer Zuladung
bewerkstelligt, die die Waffen und Munition aus solch geringer
Höhe und ohne Fallschirme abwarf, daß die Ladung oft zerstört
unten ankam. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die aus Italien
kommenden Flieger der Alliierten den Aufständischen über 100
Tonnen Hilfslieferungen zugestellt. Diese Lieferungen wurden mit
dem Verlust von 250 Piloten bezahlt.
Erst
am 18.9.1944 konnten sich bei Tage über 100 amerikanische
Fliegende Festungen B-17 über Warschau zeigen, die 1330
Vorratspakete mit Waffen, Munition und weiterer Gütern abwarfen
und danach auf der sowjetischen Seite der Front landeten. Die
Hilfe kam jedoch zu spät und ihre Wirksamkeit war, angesichts
dessen, daß das in den Händen der Heimatarmee befindliche Gebiet
Warschaus sich im Vergleich zur ersten Augusthälfte
erheblich verkleinert hatte, begrenzt (nur etwa 400
Vorratspakete gelangten in die Hände der Aufständischen).
Die
sowjetischen Operationen am rechten Weichselufer der Stadt
führten zum Abbruch der Kapitulationsverhandlungen der
aufständischen Befehlshaber mit den Deutschen. Doch die
Hoffnungen auf Hilfe erwiesen sich als gegenstandslos. Zwar
versuchten in den Tagen 15.9.-19.9.1944 einige Einheiten der
sogenannten I. Korps der Polnischen Armee (die von der UdSSR als
Keimzelle der Streitkräfte eines kommunistischen Polens ins
Leben gerufen wurden) Brückenköpfe am linken Weichselufer
Warschaus zu erobern, doch erlitten sie dabei solch starke
Verluste (ca. 2000 Tote und Vermißte), daß die Operation
letztlich nur als Fiasko bezeichnet werden konnte. Die zu ihrer
Durchführung vorgesehenen Streitkräfte waren zahlenmäßig zu
schwach und bekamen keine ausreichende Feuerunterstützung.
Die
sowjetischen Abwürfe für die Aufständischen, ihre
Einverständniserklärung zu den Pendelflügen und die
Landungsversuche über die Weichsel, konnten den Anschein
erwecken, daß die UdSSR ihre Haltung gegenüber dem Aufstand
verändert habe und ihm helfen wollte. Doch weit gefehlt Davon
konnte sich der Vertreter des Polnischen Komitees der Nationalen
Befreiung (PKWN) in Moskau Stefan Jedrychowski bald überzeugen.
Am 23.9.1944 versuchte er sich mit Molotow über die Richtlinien
für die kommunistische Propaganda bezüglich des Aufstandes zu
verständigen. Der Repräsentant des PKWN nahm irrtümlich an, daß
sich die Haltung der UdSSR zum Aufstand verändert habe.
Folgendes bekam er von seinem Gesprächspartner zu hören: „Der
Volkskommissar Molotow fragte vorab, ob ich die Einschätzung der
Ereignisse in Warschau seitens der sowjetischen Regierung (als
antisowjetische Provokation der Heimatarmee) kennen würde. Ich
antwortete, daß mir diese Einschätzung bekannt sei und daß ich
annähme, sie würde auf die erste Phase des Warschauer Aufstandes
bezogen sein. Darauf erhielt ich die Antwort, daß sich an der
Bewertung nichts geändert habe". Diese Sätze äußerte der
Untergebene Stalins nur wenige Tage nachdem die kümmerlichen
Reste der I. Korps in den Stadtteil Praga - am rechten
Weichselufer Warschaus - zurückgekehrt waren.
Aller
Hoffnung auf eine reale Hilfe beraubt, waren die Aufständischen
am 2.10.1944, nach 63 Tagen einsamen Kampfes gezwungen, die
Kapitulation gegenüber den Deutschen zu unterschreiben, die in
den nun folgenden Monaten das Werk einer systematischen
Zerstörung Warschaus vollzogen. Erst im Januar 1945 startete die
Rote Armee eine weitere Offensive auf dem Gebiet Zentralpolens.
In deren Folge wurden die Deutschen am 17.1.1945 aus der Ruinen
der Hauptstadt Polens vertrieben.
Das
Fehlen einer realen sowjetischen Unterstützung für den
Warschauer Aufstand ergab sich aus einer konsequenten
Durchsetzung Stalins Szenariums, das die Erschaffung einer
Vasallen-Regierung in einem nur scheinbar unabhängigen Polen
vorsah. Nachdem die Deutschen das größte Zentrum des polnischen
Unabhängigkeitskampfes zerschlagen hatten, versetzte das Stalin
und das von ihm abhängige PKWN, das in der Silvesternacht
1944/45 in eine sogenannte Übergangsregierung umgewandelt wurde
in die Lage, ihre erträumten Pläne in die Tat umzusetzen.
Dr. Jacek
Tebinka, Danzig
Literatur:
T.
Bor-Komorowski, Armia Podziemna (Die Armee im Untergrund),
Warschau, 1967
P.M.H.
Bell, John Bull & the Bear. British Public Opinion, Foreign
Policy and the Soviet Union 1941-1945, London 1990
J.M.
Ciechanowski, Powstanie warszawskie. Zarys podloza politycznego
i dyplomatycznego. (Der Warschauer Aufstand. Abriß der
politischen und diplomatischen Hintergründe.), Warschau 1984
(englische Version: The Warsaw Rising of 1944)
Churchill & Roosevelt. The Complete Correspondence, vol. III:
Alliance
Declining II 1944 - IV 1945,