oder anders gesagt - Rotten
unterteilt. Diese nun gliederten sich in „Familien" bzw.
Gruppen.
Während der Okkupation gab es zwei
Vorsitzende der „Grauen Reihen", Priester Oberstleutnant Jan
Mauersberger (1939 - 1942) und Piotr Kupczynski (1942 - 1945). Befehlshaber der
Pfadfinderorganisation waren Florian Marciniak (1939 - 1943),
Stanislaw Broniewski (1943 - 1944) und Leon Marszalek (1944 - 1945). Der Decknamen der
Pfadfinderorganisation sowie für den gesamten Polnischen
Pfadfinderverband ZHP war „Graue Reihen" (Szare Szeregi).
Das Ziel der „Grauen Reihen" war die
Erziehung der Jugend durch ihre Teilnahme am stattfindenden
Kampf. Mit der Erfüllung dieser Aufgabe bildeten die „Grauen
Reihen" eines der Elemente des Polnischen
Untergrundstaates....".
Das Programm der Pfadfinder unter der Losung
„Heute - Morgen - Übermorgen" akzentuierte die Teilnahme am
Kampf in der ersten Reihe... Sein Grundgedanke war, daß jeder
Pfadfinder am Kampf während der Konspiration („Heute") teilnahm,
und sich gleichzeitig auf den offenen Kampf in der Zeit der
Aufstände („Morgen") , sowie auf die Arbeit in einem freien
Polen („Übermorgen") vorbereitete, um also voll engagiert in
allen drei Etappen des polnischen Lebens zu leben".
Am 3. November 1942 wurde die
Pfadfinderorganisation in 3 Altersstufen unterteilt: „Zawisza" - Pfadfinder im Alter von 12 - 14
Jahren, die für Hilfsdienste beim Aufstand geschult wurden und
die die geheime Schulausbildung fortsetzten.
Die „Kampfschulen" - Pfadfinder im Alter von 15
- 17 Jahren, die kleinere Sabotagen, die Aktion „N" d. h.
zersetzende Propaganda unter den Deutschen durchführten und
Erkundigungen einholten. Während des Aufstandes führten sie die
Ausbildung des einfachen Schützen, die Schulung auf dem Gebiet
der Dienste bei Postbefehlshabern, bei Nachrichtenabteilungen
und Erkundungstrupps durch. Für das"Übermorgen" setzten sie den
Schulunterricht und die Berufsausbildung in den geheimen Zirkeln
fort.
„Die Sturmgruppen" der Pfadfinder im Alter über
17 Jahre führten im Rahmen des Programms „Heute" die sogenannte
„Große Diversion" und den Partisanenkampf durch. Für das
„Morgen" wurden die Offiziersschulausbildung auf dem Gebiet der
Pioniere, der Kraftfahrer und Kurse als Kompanieführer in
Angriff genommen. Für das "Übermorgen" wurden die Schul- oder
Berufsausbildung beendet, ein Studium im Rahmen geheimer
Vorlesungen aufgenommen und sich auf die Arbeit in den künftigen
„wiedererlangten Gebieten" vorbereitet.
Im Rahmen der „Grauen Reihen" wurde die
Offiziersschule der Heimatarmee „Agrykola" tätig. Beispiele für die Aktionen der „Grauen Reihen"
sind:
Die Kleinsabotage umfaßte das regelmäßige
Malen eines Ankers auf den Mauern - als Zeichen des kämpfenden
Polens sowie einer Schildkröte (arbeite langsam), das „V" (als
Siegeszeichen) sowie solche Aufschriften wie: „Polen lebt" und
„Pawiak* wird gerächt". Deutsche
Fahnen wurden heruntergerissen und polnische angebracht. Es
wurden den Fotografen, die Fotos von Deutschen ausgestellt
hatten, die Scheiben eingeschlagen; die Tafel mit der deutschen
Aufschrift am Kopernikus-Denkmal in Warschau wurde abgerissen,
es wurden Sonderausgaben mit irreführendem Titeln
herausgebracht. Diese Aktion umfaßte das gesamt Land.
Die Geheimdienste „WISS"
(Geheimdienst, Information der Grauen Reihen) sammelten
Informationen über die im Lande stationierten deutschen
Einheiten und ihren Bewegungen und leiteten diese weiter. Es
wurde z.B. die erste Information über das Objekt Peenemünde
weitergegeben sowie Pläne über verschiedene Einrichtungen der
Luftwaffe- und Kriegsmarine weitergeleitet. Weiterhin wurden die
Bewegungen auf den Straßen und an Bahnknotenpunkten beobachtet.
Die Aktion „N" - Es wurden
Materialien „N" verbreitet, die die Demoralisierung des
deutschen Okkupanten und seiner Familien bezweckten. Die Fahnen*
* erhielten die Materialien „N", die
sie dann in ihrem Gebiet verteilten. Die Materialien wurden in
die Manteltaschen in Garderoben der deutschen Kaffees
hineingesteckt usw., darüber hinaus auf Eisenbahntransporte und
in Straßenbahnen (Abteile für Deutsche) hineingeworfen.
Der bewaffnete Kampf - wurde von den
Sturmgruppen in „enger Abstimmung mit den zuständigen
Befehlshabern der Heimatarmee selbständig oder in Form von einer
Teilnahme an den Aktionen der anderen Abteilungen der
Heimatarmee" durchgeführt.
Es wurde Anschläge auf die Eisenbahn verübt,
Gefangene wurden bereit z.B. in Biala Podlaska, Pruszkow und
Warschau, Waffen und Sprengstoff wurden produziert, die III.
„Brücke" wurde verteidigt, es wurden Anschläge auf besonders
verhaßte Funktionäre des „Okkupanten" u. a. auf General
Kutschera - Gestapochef in Warschau verübt, die Teilnahme an der
Befreiung der Gebiete der „Pinczower Republik". Ein besonderes
Kapitel stellen die Kämpfe der Aufständischen dar.
Die Aktion am Zeughaus - ging in die
Geschichte der „Grauen Reihen" als ihre erste größere Aktion
ein. Sie erfolgte am 26. März 1943 an der Kreuzung der Straßen
Bielanska und Dluga in Warschau. Ihr Ziel war die Befreiung von
Jan Bytnar „Rudy" - dem Rottenführer. An der Aktion beteiligten
sich 28 Pfadfinder unter der Leitung des Befehlshabers der
Warschauer Fahne Stanislaw Broniewski. Die erfolgreiche Aktion
führte zur Befreiung von Rudy sowie 24 anderen Personen,
darunter den 2. Rottenführer GS Henryk Ostrowski. Der Angriff
wurde auf einen Gefängniswagen verübt, der die Gefangenen vom
Pawiak zur Szucha (Sitz der Gestapo) transportierte. Der Initiator
und einer der Ausführenden dieser Aktion war Tadeusz Zawadzki
(„Zoska"). Leider ist Rudy 4 Tage später infolge der Folterungen
gestorben, die er durch die Deutschen erlitten hatte.
Die Aktion Ostrobramska (Befreiung von
Vilnius). Vom 6.-13.Juli 1944 nahm die Kompanie der
Strumgruppe vom Leutnant „Turbacz" an den Kämpfen zur Befreiung
von Vilnius teil.
Der Warschauer Aufstand. In dem Aufstand
nahmen an den Kämpfen zwei Bataillone der Pfadfinder teil:
„Zoska" und „Parasol". Es gab auch einige Kompanien der
Sturmgruppen und Kampfschulen. Die Ausbilder der „Grauen Reihen"
kämpften im Rahmen des Bataillons „Wigry" Die jüngsten
Mitglieder der Zwisza-Gruppe nahmen als Läufer,
Nachrichtenmelder und als die berühmten Briefträger der
„Pfadfinderfeldpost „ teil. Die Pfadfinderinnen nahmen als
Sanitäterinnen, Nachrichtenmelderinnen und in den Versorgungs-
und Wirtschaftsdiensten in allen Abteilungen der Aufständischen
teil.
Die Verluste waren gewaltig. Im Bataillon
„Zoska" fielen oder wurden 300 Pfadfinder vermißt, darunter 48
Pfadfinderausbilder. Im Bataillon „Parasol" fielen 278
Pfadfinder, was 75 % der Personalstärke bedeutete. Weitere 33
Pfadfinder wurden in diesem Bataillon vermißt.
Die Organisation der Pfadfinderinnen
benutzte den Decknamen „Bund der Kleeblätter" (Zwiazek Koniczyn)
(1940-1943) und danach „Sei bereit" (Badz Gotow). Während der
Zeit der Okkupation war Maria Krynicka die Befehlshaberin der
Pfadfinderinnen. Die Arbeit bestand in der „Vorbereitung bzw.
Ausübung der Dienste: Samariterdienst, Nachrichtendienst und
Wirtschafts- und Versorgungsdienst (z.B. Soldatenkantine), das
geheime Unterrichten....von Kindern, die Betreuung der
Gefangenen und Kriegsgefangenen, die Unterstützung der Juden
sowie die Vorbereitung für das Tätigwerden in den künftigen
wiedererlangten Gebieten". Im Alter von 18 Jahren wechselten die
Pfadfinderinnen zum Militärischen Dienst der Frauen der
Heimatarmee (WSK) über.
Der Dienst für das Kind bestand in der
biologischen Rettung der Werte der Nation, die Erfüllung der
erzieherischen Funktion. Während der Okkupation wurden Heime für
obdachlose Kinder organisiert, die Rettung der Kinder aus der
Gegend von Zamosc durchgeführt , Stationen für Säuglinge sowie
Ferienlager für die Kinder organisiert. Während des Aufstandes
wurden ein Heim für Kinder ohne Fürsorge, Stationen für
Säuglinge, Ferienlager für Kinder, sowie gelegentliche
Betreuungsaktionen organisiert. Ältere Pfadfinderinnen waren
schon im WSK im Nachrichten- Sanitäts- und im Versorgungsdienst
tätig. Die Pfadfindermeisterin der Republik Polen Jadwiga
Falkowska - die Stellvertreterin der Kommandantin des
Militärischen Dienstes der Frauen der Heimatarmee - fiel am 7.
August 1944 im Warschauer Aufstand.
Der geheime Abgesandte „Jur" Jerzy Lerski, wie
die Adjutanten des Präsidenten der Republik Polen Wladyslaw
Raczkiewicz aufzeichneten, als „Jur" einen Bericht über die
Situation im Lande erstattet hatte, sprach „über eine
Jugendbewegung /.../ er drückte sich enthusiastisch über die
sogenannten Grauen Mannschaften aus, die ihre Aufgaben mit einer
einmaligen Tapferkeit und Aufopferung ausüben".
Anmerkungen:
Alle Zitate, bis auf das Letzte stammen von: Stanislaw
Broniewski, „Szare Szeregi" (Graue Reihen), London 1988. Das
letzte Zitat stammt aus der in Vorbereitung befindlichen Arbeit
von J. Piotrowski, „Dziennik Czynnosci Prezydenta RP Wladyslawa
Raczkiewicza" (Journal der Tätigkeiten des Präsidenten der
Republik Polen Wladyslaw Raczkiewicz). Der vorliegende Artikel stützt sich auf oben
erwähnte Arbeit von Stanislaw Broniewski. Die Initiative des Artikels über die „Grauen
Reihen" für die Internetseite der Heimatarmee geht auf W.
Szablewski zurück.
Empfohlene Literatur:
- Stanislaw Broniewski, Szare Szeregi, London 1988
- Aleksander Kaminski, Kamienie na Szaniec, (mehrere
Auflagen),
- Aleksander Kaminski, Wielka Gra (mehrere Auflagen).